Ganzzschriften im DaF-Unterricht
Jugendbücher

Jörg Knobloch

(In: Manfred Huth (Hg.): Lehren und Lernen - interkulturell / antirassistisch. Hits für den Unterricht. Band 5.
Hohengehren u. Lichtenau: Schneider-Verlag u. AOL-Verlag 1997.)

Herbert Somplatzki: Als aus Janusz Jan wurde. Reihe "Streifzüge". Bonn: Verlag Dürr & Kessler 1990. 76 Seiten mit Illustrationen von Ysabelle Saaliste. Taschenbuch. 9,80 DM. ISBN 3-8181-6011-2.
Janusz ist mit seinen Eltern und Geschwistern als Aussiedler nach Deutschland gekommen. Hier ist er für seine Mitschüler der "Pollack". Er leidet unter der aggressiven Ausländerfeindlichkeit einer Gruppe von Schülern. Auf der Flucht vor ihnen wird er vom Sportlehrer beobachtet, der dabei Janusz' Fähigkeiten als Sprinter bemerkt. Der Sportlehrer nimmt ihn zum Training mit, und tatsächlich ergibt sich bei einem Wettkampf für Janusz die Chance, in der Staffel für die Mannschaft seiner Schule den Sieg zu erringen. Die ihn gestern noch "Pollack" schimpften, nennen ihn nun Jan. Ob es sich dabei um eine tiefgreifende Veränderung handelt, läßt der Autor allerdings offen.
Eine spannende Geschichte, die nur vordergründig eine "Sportgeschichte" ist. In ihr läßt sich eine ganze Fülle von Problemen finden, Probleme, die der Realität des Zusammenlebens von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunft entnommen sind und deren Reflektion im Kontext von Interkulturellem Lernen wichtig und notwendig ist. - Ab Klasse 5.

Gghazi Abdel-Qadir: Spazenmilch und Teufelsdreck. Berlin/München: Klopp 1993. 172 Seiten mit Zeichnungen von Ulrike Baier, geb. 19,80 DM. ISBN 3-7817-0108-5.
Fatima und Michael sind so etwas wie Stiefgeschwister, seit ihr Vater und seine Mutter zusammen sind. An Fatima ist eigentlich nur der Name arabisch, sie kann nicht einmal Arabisch, und als ihr Opa aus Jordanien zu Besuch kommt, ist sie genauso froh wie Michaels Familie, daß er Deutsch gelernt hat. Mißverständnisse aber gibt es trotzdem.
Witzig wird hier aus der Sicht des 11jährigen Michael von einer ungewöhnlichen Familie erzählt, in der unterschiedliche Kulturen und Temperametne aufeinanderprallen und in der doch jeder versucht, den anderen zu verstehen und zu respektieren.
Materialien zum Buch sind enthalten in Silja Aretz (Hg.): Lust auf Lesen - Schnuppertexte 5-7. Lichtenau: AOL-Verlag 1995. Ab 5. Klasse.

Werner Hörnemann: Hanno zwischen zwei Welten. Recklinghausen: Bitter Verlag 1993. 170 Seiten, geb. 22,80 DM. ISBN 3-7903-0482-4.
Ein historischer Jugendroman, der im 1. Jahrhundert nach Chr. am Rhein spielt. Hanno, ein Junge vom Stamm der Sugamrer flieht vor der Blutrache seiner Vettern in das Siedlungsgebiet der Ubier und damit in den Einflußbereich römischen Lebens und römischer Kultur. Auch hier ist allerdings zunächst nicht willkommen.
Das abenteuerliche Schicksal eines Jungen "zwischen zwei Welten". Das Buch macht die historische Dimension aktueller Probleme deutlich. Der Unterricht müßte dazu allerdings entsprechende Hinweise bzw. Anregungen bieten. Materialien zum Buch sind enthalten in Silja Aretz (Hg.): Lust auf Lesen - Schnuppertexte 5-7. Lichtenau: AOL-Verlag 1995. - Ab Klasse 6.

-ky: Heißt du wirklich Hasan Schmidt? rotfuchs 360. Reinbek: Rowohlt 1984. 126 Seiten, Taschenbuch. 6,90 DM. ISBN 3-499-20360-X.
Der 14jährige Matthias gerät ganz unverhofft in Geldschwierigkeiten. Um seine finanziellen Probleme zu lösen, nimmt er schließlich einen Job an, der gar nicht so harmlos ist, wie er zunächst gedacht hat. Er muß sich schließlich vor der Polizei verbergen, und ausgerechnet eine türkische Familie, die durch ihn zu Schaden gekommen ist, versteckt ihn. Die Sache wird noch komplizierter, als er feststellt, daß er sich in das türkische Mädchen Shirin verliebt hat.
Bei der türkischen Familie lernt er das Leben "auf der anderen Seite kennen" und verstehen. Aus Matthias wird Hasan, der nicht nur die Auswirkungen aktueller Ausländerpolitik und Ausländerfeindlichkeit nun selbst erleiden muß, sondern auch ein im wahrsten Sinne des Wortes interkulturelles Leben realisiert.
Didaktische Hinweise für die Arbeit mit dem Buch im Unterricht sowie Materialien und Kopiervorlagen für eine Freiarbeit-Kartei finden sich in Jörg Knobloch: Lesen in Rausland: Literatur gegen Rechts. Lichtenau: AOL-Verlag 1994, S. 43-53. - Ab Klasse 7.

Anatol Feid: Keine Angst, Maria. rotfuchs 452. Reinbek: Rowohlt 1987. 128 Seiten. Taschenbuch. 6,90 DM. ISBN 3-499-20452-5.
Der Autor schildert in einer spannend zu lesenden Erzählung das Kinderleben in den Slums von Santiago de Chile. Die Handlung wird durch die extremen Lebensbedingungen der kleinen Straßenverkäuferin Maria bestimmt - einer "modernen Schwester" von Andersens Mädchen mit den Schwefelhölzern. Wie Hunderttausende von Kindern in den Ländern der Dritten Welt ist sie zum Leben und Überleben auf die Abfälle angewiesen, die aus den Vierteln der Reichen auf die Müllhalden gekippt werden. Ihr Leben und das ihrer jungen Freunde ist bedroht von Hunger, Krankhheit, Hoffnungslosigkeit und einer daraus resultierenden Kriminalität. Durch Solidarität und Kreativität gelingt es jedoch, konkrete Probleme auch gegen den Widerstand der Herrschenden zu bewältigen.
Ein Buch, in dem es dem Autor gelingt, die Problematik des Lebens am Rande der Dritten Welt mit motivierenden Spannungselementen zu verbinden. Zu Recht wurde das Buch mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Materialien zum Buch sind enthalten in Silja Aretz (Hg.): Lust auf Lesen - Schnuppertexte 5-7. Lichtenau: AOL-Verlag 1995. - Ab Klasse 7.

Jean Craighead George: Julie von den Wölfen. dtv junior 7351. München: dtv 1979. 158 Seiten, Taschenbuch 7,90 DM. ISBN 3-423-07351-9.
Julie, ein dreizehnjähriges Eskimomädchen flieht aus einer nach altem Brauch geschlossenen Kinderehe in die arktische Tundra. Hier sieht sie ihre einzige Überlebenschance darin, sich einem Rudel Wölfe anzuschließen, deren Verhalten sie genau beobachtet.
Von zentraler Bedeutung für die Erzählung ist der Konflikt eines Lebens zwischen zwei Welten, zwischen der traditionallen Lebensweise der Eskimos als Jäger und Fischer und dem Einbruch der modernen Zivilisation.
Didaktische Materialien zum Buch finden sich bei Burkhard Seidler: Eskimokartei. Zum Jugendbuch von Jean Craighead George "Julie von den Wölfen". Mülheim: Verlag an der Ruhr 1991. - Ab Klasse 7.

Gaye Hicyilmaz: Du wirst mich schon finden. Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Hamburg: Dressler Verlag 1994. 334 Seiten, geb. 25,00 DM. ISBN 3-7915-0841-5.
Ein GastarbeiterInnenschicksal: Das Mädchen Selda verläßt mit ihrer Familie die Türkei, um künftig in der Schweiz zu leben. Es fällt ihr schwer, sich hier einzugewöhnen, zu unterschiedlich ist das Leben hier gegenüber ihren bisherigen Erfahrungen. Selda merkt auch bald, daß es nicht damit getan ist, ein paar Sätze auf Deutsch sagen zu können. In diesem Land, das aussieht wie aus dem Bilderbuch, fühlt sie sich seltsam verloren und unverstanden.
Ihr Leben verändert sich, als sie eines Tages Ferhat kennenlernt, einen türkischen Jungen, der illegal in der Schweiz lebt und von der Abschiebung bedroht ist.
Die Autorin hat lange Zeit in der Türkei und in der Schweiz gelebt. Sie kennt die Problematik des Fremdseins und zeigt aus der Sicht Mädchens, daß ihre Umwelt als fremd erlebt und selbst als Fremde erlebt wird, welche Konflikte damit verbunden sind. Im Verlauf der Lektüre identifizieren sich die jungen Leser mit der Heldin des Romans, ja selbst mit dem illegalen Einwanderer, eine Annäherung erfolgt, ein interkultureller Brückenschlag.
Materialien zum Buch sind enthalten in Silja. Aretz (Hrsg.): Lust auf Lesen - Schnuppertexte 8-10. Lichtenau: AOL-Verlag 1995. - Ab Klasse 8.

Jan de Zanger: Dann eben mit Gewalt. Aus dem Niederländischen von Siegfried Mrotzek. Kevelaer: Anrich Verlag 1991 (jetzt: Weinheim: Beltz&Gelberg). 160 Seiten. Taschenbuch. 8,80 DM. ISBN 3-928352-00-8.
Die Erzählung spielt in den Niederlanden. Lex ist mit Sandra befreundet, einem farbigen Mädchen von auffallender Schönheit, das indonesischer Abstammung ist. Sandra wird eines Abends von Mitgliedern einer rechtsextremistischen Gruppe zusammengeschlagen. Die Täter werden unter den Schülern der eigenen Schule vermutet. Lex möchte herausfinden, wer sie sind und gerät dabei selbst auch in Schwierigkeiten.
Im Zentrum des Buches steht die Frage, was denn von Jugendlichen selbst gegen ausländerfeindliche Aktivitäten unternommen werden kann. Das Buch bietet Modelle für die Organisation von Widerstand durch sog. Einheimische und Fremde. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Freundschaft zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Nationalität bzw. Hautfarbe.
Didaktische Hinweise für die Arbeit mit dem Buch im Unterricht sowie Materialien und Kopiervorlagen für eine Freiarbeit-Kartei finden sich in Jörg Knobloch: Lesen in Rausland: Literatur gegen Rechts. Lichtenau: AOL-Verlag 1994, S.97-110. - Ab Klasse 8.

Emer O'Sullivan / Dietmar Rösler: "I like you - und du?" rotfuchs 714. Reinbek: Rowohlt 1983. 92 Seiten, Taschenbuch. DM 6,90. ISBN 3-499-20714-1.
Der irische Jungen Paddy zieht mit seiner Mutter für einige Zeit nach Berlin und wird hier mit einer Welt konfrontiert, die sich in manchem vom bisher Gewohnten unterscheidet. Er führt ein tatsächlich "interkulturelles" Leben. Es sind, so zeigt sich, eben nicht nur Sprachprobleme, die zu Mißverständnissen und Empfindlichkeiten führen können. Es ist die Unterschiedlichkeit von Erfahrungen, von Wertvorstellungen, der kulturelle Kontext der jeweiligen Sozialisation. Im täglichen Zusammenleben, noch dazu mit seiner Fast-Halbschwester Karin und den Klassenkameraden, haben diese Unterschiede allerdings keine Isolierung zur Folge. Sie können im Gegenteil Interesse und damit Kommunikation bewirken.
Das Buch fällt von seiner Konzeption her aus dem Rahmen üblicher Kinder- und Jugendliteratur: es ist zweisprachig angelegt, verwendet interkulturelles Erleben damit nicht nur als Thema, sondern auch als literarische Methode. Die deutsch- oder englischsprachigen Protagonisten sprechen, jeweils der beschriebenen Situation entsprechend, wie im wirklichen Leben. So entsteht ein lustiges Gemisch aus Englisch und Deutsch. An Hauptschulen ist eine Klassenarbeit mit dem Buch wohl erst ab der 9. Jahrgangsstufe möglich, an Schularten mit intensiverem Englischunterricht könnte eine entsprechende Arbeit dagegen u.U. schon ab der 6. Klasse beginnen.
Materialien zum Buch sind enthalten in Stefanie Höcherl / Jörg Knobloch: Zum Beispiel England. Auslandsfahrten mit Schulklassen und Jugendgruppen. Kopiervorlagen. Lichtenau: AOL-Verlag 1995. - Mit guten Englischkenntnissen ab Klasse 6, sonst ab Klasse 9.

Harald Roth (Hrsg.): Es tat weh, nicht mehr dazu zu gehören. Kindheit und Jugend im Exil. Ravensburg: Otto Maier 1994. 304 Seiten. Taschenbuch. 14,80 DM. ISBN 3-473-54120-6.
Von der Heimat in die Fremde, ins Exil. Das war das Schicksal auch vieler deutscher Kinder und Jugendlicher, deren Eltern vor den Nationalsozialisten vorfolgt wurden. Wie sie das Leben in der Fremde erlebten, davon handelt dieses Buch. Prominente Autorinnen und Autoren sind u.a. Irmgard Keun, Judith Kerr, Anna Seghers, Wolfgang Leonhard, Erich Fried, Alfred Döblin und Anne Frank. Ein sachkundiges und differenzierendes Vorwort von Alfred Grosser ergänzt diesen Band.
Der Klappentext macht die didaktische Funktion dieses Buches deutlich: "Von der Vergangenheit erzählend, stellen sie uns unausgesprochen die Frage, wie wir es mit Verfolgten halten, die bei uns Zuflucht suchen." - Ab 9. Klasse.

Noch mehr Jugendbücher

Manfred Huth

"Ich heiße Sidonie Adlersburg und bin geboren auf der Straße nach Altheim. Bitte um Eltern." ... steht auf einem Stück Papier neben einem in Lumpen eingewickelten Säugling, den der Pförtner des Krankenhauses von Steyr neben seiner Portiersloge findet.
Erich Hackl erzählt die wahre LebensGeschichte einer Sinti in der Zeit von 1933 bis 1945, die in Oberösterreich geboren und von der Mutter wohl aus ökonomischen Gründen ausgesetzt wird. Im Zentrum der Erzählung steht das Schicksal von Sidonie und seinen liebevollen Pflegeeltern Josefa und Hans Breirather, die der kommunistischen Partei angehören. Sidonie wird unter einem Vorwand aus der Pflegefamilie fortgenommen und wie Tausende Sinti und Roma von den Faschisten in Auschwitz ermordet.
Die Gedenktafel der sozialistischen Jugend in Letten fasst Sodonies kurze Lebensgeschichte zusammen: "Im Gedenken an das Zigeunermädchen Sidonie Adlersburg 1933 - 1943 aufgewachsen in Letten gestorben in Auschwitz Opfer der faschistischen Machthaber und ihrer willfährigen Untertanen."
Hackl, der mit Zeitzeugen gesprochen, Dokumente eingesehen ... Sidonies Leben und Sterben recherchiert hat, gelingt es, in diese vom ersten bis zum letzten Moment spannende und berührende Geschichte die politischen Vorgänge und die Wirkungen auf die Menschen dieser Jahre einzubinden und widerzuspiegeln, Interesse für diese historische Epoche zu wecken und zu sensibilisieren für Rassismus und Autoritätshörigkeit in der damaligen und heutigen Gesellschaft in Österreich und Deutschland und anderswo.
Die Textbroschüre enthält lektürebegleitende auswertende bzw. vorbereitende Arbeitsaufträge zu den einzelnen Kapiteln. Das Konzept ist eher traditionell. Die LernerInnen werden bei der Textanalyse stark geleitet: Lesen Sie ... / Vergleichen Sie .../ Finden Sie ... / Kennzeichnen Sie .../ Sammeln Sie ... / Unterstreichen Sie ... / Fassen Sie zusammen, .... Die Aufgabenstellung ist in erster Linie kognitivorientiert: Was erfahren Sie über ... / Welche Schritte unternehmen ... / Welches Bild wird im Text vermittelt über ... / Was ist geschehen mit ... / Wie reagiert ... / Was waren die Anlässe für ... / . Zum historischen Lernen wird angeleitet durch die kapitelübergreifende Aufgabe zum Anlegen einer Zeittafel, die syncronoptisch Informationen zu Sidonies Lebensgeschichte, zur Pflegefamilie und geschichtliche Ereignisse zeigt. Das Einbringen eigener Gefühle wie z.B. beim Leseprotokoll ist in den Arbeitsaufträgen insgesamt eher marginal angelegt. Dieses Vorgehen, welches ohne Frage zu guten Ergebnissen führt, scheint der gemeinsamen Lektüre nur eines Buches immanent zu sein, da auch nicht zu erwarten ist dass die gesamte Lerngruppe zur selben Zeit denselben Text genussvoll rezipieren und kreativ interpretieren kann. Kreative Aufträge sind deshalb eher sparsam eingestreut und - was m.E. angemessen ist - obliegen der freiwilligen Wahrnehmung einzelner Lernender.
Schwerpunkte der Aufgabenstellung sind die Entwicklung des Leseverstehens, die Erarbeitung von Lesestrategien, um durch Anleitung zum Finden von Verstehensinseln und deren Vergrößerung die Scheu vor dem Lesen von großen Texten in der fremden Sprache abzubauen. Darüber hinaus leiten die Aufgaben dazu an, unbekannte aber für das Textverständnis wichtige Wörter aus dem Kontext zu erschließen bzw. Redundantes und Nebensächliches einfach zu überlesen. Die unterrichtspraktische Umsetzung dieses Anliegens ist dem AutorInnenteam ausgesprochen gut gelungen.
Ganz exzellent ist die abschließende Aufgabe, in der LernerInnen widerständiges Verhalten reflektieren und die Geschichte umschreiben: Stellen Sie sich vor, dieselben Personen hätten Sidonie retten wollen. - Was hätten sie Ihrer Meinung nach tun können?"
Die Informationen für Lehrerinnen und Lehrer enthält historische Hintergrundinformationen, einen Überblick über die Geschichte und Kultur der Sinti und Roma sowie eine Kurzbibliographie von Erich Hackl und ein Interview mit dem Schriftsteller.
Karin Brandauer hat die Erzählung nach einem Drehbuch von Erich Hackl für das Fernsehen verfilmt. Das Video Sidonie (89537) und Informationen zum Film kann zum Preis von öS 300,- gekauft werden: Medienservice des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, Minoritenplatz 5, A-1014 WIEN, Fax: ++43 1 53120 4848.
Insgesamt ist die vorgelegte didaktische Bearbeitung zum Text gut gelungen und empfehlenswert für die Arbeit mit älteren und in der Fremdsprache Deutsch fortgeschrittenen Jugendlichen.

James Krüss: Meyers Buch vom Menschen und von seiner Erde. Mannheim/ Wien/ Zürich: Bibliographisches Institut 1983. 161 S., 32,00 DM. ISBN 3-411-02325-2.
Dieses Buch macht auch der LehrerIn Spaß - es ist für kleine und große Leute gleichsam mit Gewinn zu lesen. In 77 Artikeln schlägt Krüss in seiner lieben Erzählart Wissenbrücken zu Geographie und Weltkunde, zur Geschichte der Menschheitsentwickung mit ihren unterschiedlichen Kulturen sowie zum Lebensraum Erde. Da steht etwas über AraberInnen, Hitlerdeutschland, Religionen, Kapitalismus und Sozialismus, vom Frühmenschen und vom Zeitalter des Imperialismus. Die Texte sind für Fortgeschrittene LernerInnen lesbar. Jeder Artikel ist durch liebevolle Bilder geschmückt, Sprache und Bild bilden harmonisch eine Einheit. Die Artikel können im Klassenunterricht bearbeitet werden.

Beatrice Ingermann: Teegrün ist mein Land. Ein Mädchen aus Sri Lanka erzählt. Wuppertal: Peter Hammer 1989². 27 Seiten, 16,80 DM. ISBN 3-87294-387-1.
Dieses in Zusammenarbeit mit der Dt. Welthungerhilfe hrsg. Foto-Text-Buch ist einfach toll. Die LeserIn erfährt durch das tamilische Mädchen Puspurani nicht nur wie Kinder in Sri Lanka leben, lernen, spielen, sondern bekommt auch einen Einblick in die politischen Verhältnisse in Sri Lanka. So wandert die Famile ihrer besten Freundin Seetha nach Indien aus. Auch Puspuranis Familie lebt in Angst vor Überfällen der Singhalesen, doch sie bleiben, weil sie seit Generationen hier wohnen Sri Lanka ihre Heimat ist. Am Ende dieses hervorragenden Büchleins für diejenigen, die es noch genauer wissen wollen, Informationen über Geschichte, Kultur, Religion, Wirtschaft, Flüchtlinge und Asyl sowie Hinweisen, was mensch alles tun kann, um Menschen im und aus dem Trikont zu unterstüzen. Das Buch kann im Unterricht eingesetzt werden als Einstieg - entweder die LehrerIn ließt vor und zeigt mit dem Episkop die Bilder oder eine Gruppe bereitet einen kurzen Vortrag vor - in die Thematik, auf deren Grundlage dann weiter geforscht wird. Für SprachlernerInnen mit Vorkenntnissen eignet sich dies und ähnliche Bücher zur Lese- und Erzählübung: Eine oder mehrere LernerInnen lesen das Buch und halten vor der Gruppe einen kleinen Vortrag. Darüber Hinaus kann das Buch Verwendung finden im Zusammenhang mit den anderen im selben Verlag erschienenen Foto-Text-Büchern als Gruppenarbeitsmaterial für die Ue "Wie leben Kinder anderswo". Zum selben Preis, auch in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe gibt es noch:

Gina Ruck-Pauquet: Ich sage ja nicht, daß ihr leben sollt wie ich. Stuttgart: Ernst Klett Verlag 1983, 71 S., 9,50 DM. ISBN 3-12-559310-7.
Inhalt: Die Erlebnisse des Nichtseßhaften (Landstreicher“, Penner“, Berber“) Konrad im laufe des Jahres, dargestellt in 19 kurzen Kapiteln; Sachinformationen zur sozialen Lage der Berber; bebilderte Worterklärungen zu den Kapiteln.
Das Büchlein ist ein Glücksfall. Ohne große Hintergrundinformationen oder Vorkenntnisse läßt sich von jedem jüngeren oder älteren Menschen auf der Erde Konrads fühlen, Denken und Handeln gut nachvollziehen, da seine Perspektive vom einfachen Leben im Naturkreislauf der Jahreszeiten bestimmt wird. Das können besonders LeserInnen, die aus Kulturkreisen stammen, welche der Industriegesellschaft fremd sind. Zugleich sind seine Berührungen mit de Zivilisation (Stadt, Behörden, Arbeitswelt, Dorf) elementar kulturkritisch. Nach jedem Kapitel führen wenige, prägnante Diskussionsanregungen zu tieferem Nachdenken über gesellschaftliche Sachverhalte und existenzielle Fragen. Dem Leseheft liegt ein Jugendbuch zugrunde, bei dem durch klare, einfache Syntax als Kunstmittel der Lebenshorizont von Konrad einfühlsam übermittelt wird. Damit liegt elementare Sprache vor, ohne künstlich vereinfacht oder gar kindisch zu wirken. - DaF/DaZ-Niveau 2.

Mit einem Bein im vollen Boot. Hrsg. v. Ulrike holler und Anne Teuter. Frankfurt: Alibaba Verlag 1994. 155 S., 19,00 DM, Schulausgabe ab 20 Exemplaren 9,00 DM. ISBN der Schulausgabe 3-860-42-135-2.
In 28 Beiträgen berichten Flüchtlinge, warum sie ihre Familien und ihre Heimat verlassen mußten und auf welche Weise sie in die BRD gekommen sind ... ein stück multikulturelle Einwanderungslandeskunde. Ab Klasse 7.

Wir leben hier! Ausländische Jugendliche berichten. Hrsg. v. Ulrike Holler und anne Teuter. Frankfurt: Alibaba Verlag 1992. 136 S., 19,00 DM, Schulausgabe ab 20 Exemplaren 9,00 DM. ISBN der Schulausgabe 3-860-42-113-1.
33 Jugendliche schreiben über sich, ihre Ansichten ihre Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen ... MigrantInnen und Flüchtlinge artikulieren sich und spiegeln ihr Sein in der Bundesrepublik wider.

Hier war ich ein Niemand ... vielleicht nur ein Regentropfen, der auf die Erde gefallen ist. Kinder und Jugendliche schreiben ein Buch über das Zusammenleben mit AusländerInnen. Hrsg. v. Landkreis Marburg-Biedenkopf / Jugendbildungswerk. 2. Aufl. Marburg: Schüren 1993. 160 S., 14,80 DM. ISBN 3-89472-068-9. - Bezug: Schüren Presseverlag, Deutschhausstr. 31, 35037 Marburg.
Kinder und Jugendliche verschiedener Kulturen schreiben in diesem Buch ihre Meinung zum "Leben in der Vielfalt“, so der Titel einer Ausstellung, für welche neben künstlerischen auch die vorliegenden literarischen Produkte hergestellt wurden. Die Texte wurden weniger nach literarische Gesichtspunkte ausgewählt als nach dem Moment der Meinungsvielfalt, die das Buch repräsentieren soll. - Das Buch ist eine Anregung zum Diskutieren Weiterdenken und ... Weiterschreiben gedacht - warum nicht aus dem Projekt ein anderes folgen lassen. - Ob allerdings Kenan Gülmez die Vorstellung seiner Person akzeptieren würde, wage ich zu bezweifeln: "Kenan Gülmez (10 J.) wohnt in Stadtallendorf und geht dort in die Waldschule. Er ist in Deutschland geboren, aber seine Heimat ist die Türkey.“ (S. 158) ... Udo Lindenberg sagt zum Thema "Heimat“ in einem Lied "... wo ich meinen Hut hinhäng, da bin ich zu Hause ...“

Silvia Bartholl (Hg.): Texte dagegen. AutorInnen schreiben gegen Fremdenhass und Rassismus. Weinheim / Basel: Beltz 1993. 197 S., 9,80 DM. ISBN 3-407 78716-2.
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Reiner Engelmann (Hg.): Morgen kann es zu spät sein. Texte gegen Gewalt - für Toleranz. Würzburg: Arena 1993. 235 S., 8,90 DM. ISBN 3-401-01766-7.

Die "70 Texte dagegen" sind das Resultat eines Aufrufes zur Mitarbeit des Beltz-Verlages an seine AutorInnen ... nicht alle Einsendungen konnten berücksichtigt werden. Viele Beiträge gehen ein auf den Alltag und den Alltagsrassismus, oft unbewußt in Gestik, Sprache Verhalten zum Ausdruck kommt, der aber trifft ... auch weil er permanent vorhanden ist ... eben Alltagsrassismus. Andere Texte werfen die Fragen auf nach den Ursachen des Rassismus und wie mensch ihm begegnet.
Alltagsrassismus und sein Entstehen sowie das Nachdenken darüber, welche Möglichkeiten des Widerstandes - auch für jede einzelne Person - es gibt, sind auch Themen des zweiten Buches.
Beide Bücher gehören zumindest in die, SchülerInnen zugängliche, Bibliothek - wenn das Thema eine LernerInnengruppe fesselt, sind beide - auch preislich - als antirassistische Lesewerke mit Texten einer multikulturellen AutorInnenschaft zu verwenden. - Der Arena Verlag hat für das Engelmann-Buch ein kostenloses achtseitiges Faltblatt zum unterrichtspraktischen Einsatz herausgegeben (Arena Verlag, Pf. 5169, 97001 Würzburg, Fax: 0931-796 44 13). Ab Klasse 8.

Lutz van Dijk: Von Skinheads keine Spur. Düsseldorf: Patmos Verlag 11995. 205 S., 29,80 DM. ISBN 3-491-72333-7.
Das Buch basiert auf einer wahren Begebenheit: Nach dem Streit in einer Disco werden drei schwarzafrikanische Jugendliche von von weißen Jugendlichen bis zu ihrem Wohnheim verfolg, die dort die Türen eintreten, randalieren und zwei namibische Jugendliche vom Balkon stoßen. Der Autor erzählt in zwei Erzählsträngen die Geschichte von Jim aus Namibia und Sören aus der Bundesrepunblik ... - Ab Klasse 7.

Willi Fährmann: Der überaus starke Willibald. Würzburg: Arena Verlag 1986. 86 S., 19,80 DM. ISBN 3-401-04063-7.
Diese Parabel zum Thema »faschistische Machterfreifung« ist hervorragend geschrieben und bebildert und eignet sich schon zum Lesen mit ganz kleinen Kindern. Der überaus starke Willibald erhält angesichts einer vermuteten Gefahr eines Tages die Macht in der Gesellschaft von Hausmäusen, stabilisiert seine Herrschaft durch leere Versprechen und eine alles kontrollierende HelferInnenclique, in welcher der demagogische Mäusejosef als Chefideologe der Mäusediktatureine herausragende Stellung einnimmt. Die Freiheiten der anderen Mäuse werden stetig reduziert, die klug, Geschichten erzählende Albinomaus wird rassistisch in der Rolle der »Minderheit« gedrängt. Durch Ungeschicklichkeit verliert Willibald seine Macht und wird abgesetzt, die Mäuse wählen einen neuen Präsidenten. - Eine Unterrichtseinheit zum Buch findet sich in der Zeitschrift LehrerInnen Journal Hauptschul-Magazin (Ehrenwirth verlag, München) 12/1994, S. 485 ff. - Klasse 4-9.

Siv Widerberg: Eine unglaubliche Geschichte? Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 1989. 144 S., 16,80 DM. ISBN 3-7891-1983-0.
Das Buch der schwedischen Autorin thematisiert ein auch bei uns hochaktuelles Thema: Eine chilenische Flüchtlingsfamile soll ausgewiesen werden. Die Geschichte basiert hauptsächlich auf drei Ausweisungsfällen, welche die Autorin in Schweden durch Presseberichte und Interviews verfolgt hat. Erzählerin ist eine ganz normale Schülerin, die zuerst gar nicht begreift, warum sie denn wegen einer ganz "normalen" Ausweisung streiken und demonstrieren soll - für ganz normale LeserInnen liegt hier die Chance der Identifikation. Erst im weiteren Geschehen begreift sie, daß Lorena Enriques und ihre Familie im Heimatland Gefängnis und Folter erwarten und sie erkennt ihre Verpflichtung zur Solidarität. Das Buch eignet sich als Einstieg in die Ue "Menschenrechte" sowie für die Gruppenarbeit: Untersuchung von Jugendbüchern zum Thema Menschenrechte. - Klasse 8-11.

Dieter Schliwka: Hakenkreuz und Gänseblümchen. Reihe "Streifzüge". 2. Aufl. Rheinbreitbach: Verlag Dürr & Kessler 1994. 80 S., Taschenbuch, 11,10 DM. ISBN 3-8181-6017-1.
Das Buch Buch ist anscheinend unter den Eindrücken von Rostock geschrieben worden. Es thematisiert rassistische Gewalt gegen Flüchtlinge, die vor brutalem Mord nicht halt macht. Gut dargestellt wird die NormalbürgerIn mit dem "gesunden Volksempfinden“, die zwar selber (noch) nicht Hand anlegt, die aber durch Beifall die Akteure in ihrer tötenden Gewaltanwendung bestätigt und anheizt. Auch Sebastians Vater gehört zu diesen Normalbürgern, aber Sebastian verliebt sich in Jela aus dem Flüchtlingslager von nebenan ... - Ab Klasse 8.

Norbert Ney (Hrsg.): Sie haben mich zu einem Ausländer gemacht ... ich bin einer geworden. Ausländer schreiben vom Leben bei uns. Reinbek: Rowohlt 1984. 157 S., 7,80 DM. Rotfuchs 353. ISBN 3-499-20353-7.
Dieses Buch enthält Geschichten, Gedichte, Berichte, Hörspiele von MigrantInnen, die in der BRD gelebt haben oder noch leben, eine Kurzvorstellung jeder AutorIn ist den Texten vorangestellt. Fotos lockern die Einzelberichte auf. Die Anthologie ist der Versuch einer multikulturellen Literatur, die Leben und Fühlen von MigrantInnen thematisiert und sinnlich erfahrenen Rassismus dokumentiert. U.a. werden folgende Bereiche angesprochen: Abschied, Angst, (Arbeit)slosigkeit, Bürokratie, Identität, Frauenrolle. Eine 16jährige Schülerin, die sich im Rahmen einer UE mit dem Thema auseinandergesetzt hat, schreibt über das Buch:
"Mich hat dieses Buch sehr zum Nachdenken gebracht, und ich kriege, obwohl ich noch nie etwas gegen Ausländer hatte, Schuldgefühle. Es ist wirklich schlimm, wie sich einige, obwohl sie sich als Deutsche fühlen und auch sind, behandelt werden. Gant besonders lebendig waren die Szenen des Pantheaters. Auch der Text von mehmed AzizCesmeli war sehr interessant. Er beschreibt unseren deutschen Ablauf einmal aus der kritischen Sicht, wozu einige von uns gar nicht imstande wärenweil sie zu voreingenommen sind. Emphehlenswert für Leute, die gegen Ausländer sind oder Vorurteile haben. In diesem Buch findet man Gefühle pur und die volle Wirklichkeit.“
Zum Buch gibt es eine Ue: Jörg Knobloch: Ausländer bei uns: Lesen - ein Problem neu sehen - selbständig handeln. 8. u. 9. Klasse. Reihe: Für Lehrer 2. Reinbek: Rowohlt o.J. - Bezug gegen 3,00 DM in Briefmarken: Rowohlt Verlag, Abt. LehrerInnenhefte, Postfach 1349, 21453 Reinbek. - Klasse 8-13.

Nazif Telek: Von Kurdistan nach Deutschland. Muhamed erzählt, warum seine Familie hier Asyl sucht. Essen: Verlag Neuer Weg 1994. 51 S., 14,00 DM. ISBN 3-88021-260-X.
Telek zeichnet in dieser authentischen Geschichte den Weg einer Flucht nach. Eine kurdische Familie aus dem Irak, die in Opposition zu herrschenden Regime steht, muß um ihr Leben fürchten und den vom Irak bestzten Teil Kurdistans verlassen und im Ausland um Asyl bitten: Mossul - Diyarbakir - Istanbul - Bukarest -Zagreb - Österreich -München sind die Stationen auf ihrem langen und beschwerlichen Fluchtweg. Durch die Lektüre des Buches werden die Gründe sehr deutlich, warum Menschen das Asyl suchen. Die Familie erlebt die Brutalität rassistischer Staatsbediensteter, kann sich aber auch stärken an erlebter Solidarität. - Sprachlich ist das Buch einfach und kann deshalb auch im DaF-Unterricht als Mittelstufenlektüre verwendet werden. - Ab Klasse 9.

Heinz Knappe: Wolfslämmer. Hava und Jörg dürfen nicht Freunde sein. rotfuchs 442. Reinbek: Rowohlt 1987.139 S., 6,80 DM. ISBN 3-499-20442-8.
Das Buch thematisiert die Freundschaft zwischen einem türkischen Mädchen und einem deutschen Jungen, die von einem rassistischen Umfeld zerstört wird.
Eine 16jährige Schülerin, die sich mit dem Buch im Rahmen einer "UE Rassismus“ beschäftigt hat, schreibt darüber:
"Das Buch ist nicht nur spannend, sondern auch wirklichkeitsgetreu. Besonders gut fand ich den Vergleich mit der Nazi-Zeit. Damals waren es ja die Juden, die verfolgt wurden. Leider gibt es immer noch Leute, die gegen Ausländer sind, wie die Gruppe "Die Werwölfe“ in dem Buch. Die andere Gruppe, "Die Wölfe“, besteht aus Türken, die gegen ausländerfeindliche Leute sind. Die Hauptperson, Jörg, steht zwischen beiden Gruppen, denn er wird von den Wölfen“ angegriffen und soll den "Werwölfen beitreten. Nun gibt es aber noch ein türkisches Mädchen, das er sehr gerne mag...! Ich habe schon oft von solchen Freundschaften gehört, die in die Brüche gegangen sind wegen der verschiedenen Sitten und Gebräuche. So ist es auch im Buch: ziemlich tragisches Ende. Insbesondere über dieses Ende kommt man gut ins Nachdenken oder in eine Diskussion.“ - Klasse 7-10.

Dieter Schenk: Der Wind ist des Teufels Niesen. Die Geschichte eines jungen Zigeuners. Reinbek: Rowohlt 1988. 128 S., 6,80 DM. Rotfuchs 463. ISBN 3-499-20463-0.
Ein Buch, dessen Lektüre bitter notwendig ist nach den den jüngsten Reaktionen der BRD-Politiker auf den Kampf der Sinti und Roma, von denen eine halbe Million in faschistischen Konzentrationslagern ermordet wurden, um ihr Bleiberecht in der BRD. - Astrid wird Zeugin, wie Sinti-Kinder zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt wird. Astrid solidarisiert sich und freundet sich mit mit Merzali an, geht mit der Zeit im Sinti-Lager ein und aus und erlebt das menschenunwürdige Leben und Wohnen in der BRD mit dem täglichen Rassismus hautnah mit. Sie erfährt aber auch etwas über die Bräuche, die Not, Verfolgung und Vernichtung der Sinti während des Faschismus und versteht, warum sich viele immer noch von Deutschen bedroht fühlen. - Das Buch im Unterricht (in Auszügen) vorlesen (lassen) unter der Zielsetzung, Informationen über die Lebenssituation und die Geschichte der Sinti in der BRD zu sammeln und Verständnis für Andere und Anderes aufbringen. Zur Weiterarbeit und Vertiefung empfehlen wir:

Nazif Telek: Die Stärke der Löwin. Eine kurdische Fabel. Bad Homburg: Verlag Roter Morgen 1994. 81 S., kurdisch und deutsch, 12,90 DM. ISBN 3-928666-13-4. - Bezug: Lit-Vertrieb, Zeitungsverlag RM, Pf. 1942, 61289 Bad Homburg v.d.H.
Nazif Telek erzählt eine Fabel für Jugendliche und Erwachsene. Er stellt in dieser Fabel die gesellschaftliche Situation von Kurdistan - und auch anderer unterdrückter und ausgebeuteter Völker dar. Die Geschichte zeigt, daß Vertrauen auf die eigne Kraft sowie kontinuierliche Überzeugungsarbeit letztlich zum Erfolg führen im Kampf gegen eine scheinbar unbesiegbare HerrscherInnenklasse ... "Ein Löwe ist ein Löwe. Egal, ob Mann oder Frau.“ - Besonderen Dank an den Verlag für die zweisprachige Fassung der Fabel, da kudisch-deutsche Editionen selten sind. - Ab Klasse 5.

Selma Ceylan: Die Ausreißerin. Kaçis. Erzählung deutsch-türkisch. Felsberg: Migro-Verlag 1987. 87 S., 11,80 DM. ISBN 3-925257-05-5.
Es handelt sich um die teilweise biographische Bearbeitung der Geschichte der sechzehnjährigen Nermin, die in der Nähe von Kassel lebt. Ihre Eltern wollen, daß sie in den nächsten Sommerferien ihren Cousin in der Türkey heiraten soll ... sie möchte das nicht und läuft zusammen mit ihrer Freundin Ayla von zu Hause weg ... aber die kulturellen Bande sind stark. - Anmerkungen zur Verwendung dieses Buches im Unterricht in einer Klasse mit je einem Anteil türkischer und deutscher SchülerInnen finden sich in dem Beitrag von Helmut Essinger und Onur Kula "ImmigrantInnen-Literatur als Material für interkulturelle Unterrichtsinhalte“ in: Helmut Essinger / Ali Uçar (Hg.): Erziehung: Interkulturell - Politisch - Antirassistisch. Von der interkulturellen zur antirassistischen Erziehung. Ein Reader. Felsberg: Migro 1993. S. 221 ff. - Ab Klasse 9.

Huda Al-Hilali: Von Bagdad nach Basra. Geschichten aus dem Irak. Heidelberg: Palmyra 1992. 185 S., 29,80 DM. ISBN 3-9802298-3-1.
Die irakische Meisterin im Erzählen, Huda Al-Hilali, erzählt über das Alltagsleben von Frauen im Irak, über ihre Gedanken und Gefühle, über ihre Freude, Ängste und Hoffnungen. "Ich zeige die Frauen, wie sie wirklich sind, Frauen, die Haare auf den Zähnen haben, und die ich selbst in Bagdad erlebt habe. Ich erzähle also keine Märchen im klassischen Sinne, ich erzähle von dem Alltag der Frauen und beschreibe ihn so, daß viele ZuschauerInnen denken: Das ist ja eine andere Welt. Sie vergessen darüber sich und die Zeit.“ (aus einem Interview). Es gibt auch eine Cassette, auf der Huda Al-Hilali die Texte erzählt: Von Bagdad nach Basra. (Frankfurt: Network Medien o.J. MC, 85 Min., 16,80 DM. Bezug: Network Medien, Merianplatz 10, 60316 Frankfurt, Fax: 069-499 00 97) ... so können im Unterricht Passagen nochmal gelesen bzw. das Gelesene kann in Form einer Fast-Dichterinnenlesung gehört werden. - Ab Klasse 10.

Günter Wallraff: Ganz unten. Erweiterte Neuauflage. KiWi-Paperback Nr. 176. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1994. 444 S., 16,80 DM. ISBN 3-462-01924-4.
Eine eingewanderte 13jährige SchülerIn schreibt: "Das Buch hat mich ungeheuer beeindruckt. Als ich es las, war ich geradezu süchtig danach und konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Als ich es schließlich ausgelesen und doch aus der Hand gelegt hatte, fehlten mir die Worte. ... Ich war erschrocken, wie sehr die meisten Leute Ali und wohl auch alle anderen Türken erniedrigen. Doch das alles hatte ich schon vorher gehört und selbst - wenn auch nicht an mir - miterlebt: so konnte mich dieser Punkt des Buches nur insoweit berühren, als daß ich mich wirklich freute, daß auch Unbeteiligte schwarz auf weiß lesen können, wie in ihrem so demokratischen Land die Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Die Wut kam allerdings - wie alle anderen Gefühle - erst, nachdem ich das Buch verdaut hatte. Beim Lesen war ich nur - und das die ganze Zeit - völlig fassungslos. Am meisten darüber, wie diese Sub-Unternehmer ihr Geld verdienen. Auch davon hatte ich zwar schon gehört, aber daß solche Leute so ganz und gar hemmungslos mit der Gesundheit und schließlich auch mit dem Leben von Menschen umgehen, an denen sie sich auch noch eine goldene Nase - wozu eigentlich? - verdienen, war für mich schockierend. Vor allem die Tatsache, daß diese Sub-Unternehmer nicht auffliegen, daß keine Arbeiter oder andere, die darüber Bescheid wissen, zur Polizei oder vor Gericht gehen, daß die Leute so schicksalsergeben bzw. die Unbeteiligten so teilnahmslos und gleichfültig sind, hat mich entsetzt. Auch, daß man sonst nie etwas darüber erfährt, was für eine breite Palette an geduldeter Illegalität es gibt, hat mich erschreckt. Denn wenn ein Sub-Unternehmer schon mit einem Bundestagsabgeordneten befreundet ist, wer zweifelt daran, daß der Bundestagsabgeordnete bei der Tätigkeit seines Freundes beide Augen zudrückt? Ich glauche, das Buch hat mich nicht nur wütend gemacht, sondern auch den Wunsch in mir geweckt, noch mehr zu wissen, was hinter den sauberen Kulissen geschieht.“

Faktor Fünf.
4 Jugendbücher für das 1. Niveau (ab 1 Jahr Deutsch):

4 Jugendbücher für das 2. Niveau (ab 2 Jahren Deutsch):

4 Jugendbücher für das 3 Niveau (ab 3 Jahre Deutsch):

Alle Bücher sind im Forlaget Kaleidoscope erschienen und kosten 48 DKK bzw. 14 DM. - Bezug: Forlaget Kaleidoscope, 3 Klareboderne, DK 1001 Copenhagen K, Denmark, Fax: ++45 - 33 14 71 33.
Die für DaF/DaZ-LernerInnen geschriebenen Jugendbücher unterscheiden sich wohltuend von bisherigen Publikationen dieser Art, denn sie behandeln Themen, für die sich Jugendliche auch interessieren, weil sie ihre Erfahrungswelt berühren:

Die Bücher eignen sich für projektorientiertes Arbeiten, bei denen SchülerInnen die Ganzschriften selber auswählen und sich selbständig einzeln oder in Gruppen mit den Büchern auseinandersetzen und sie handlungsorientiert interpretieren wie z.B. beim Literaturprojekt Rucksackbücherei oder bei der Lesenacht. Dazu gibt es folgende hervorragende Didaktisierungsanregungen:

Literatur der Welt im DaZ-Unterricht. Ein transnationales EU-Projekt. Hrsg. V. Paritätischen Bildungswerk Bremen und der Initiative Minderheiten Innsbruck und Wien. Bremen / Innsbruck / Wien o.J. A4-Format, 55 S., 10 DM. Ohne ISBN. - Bezug: Paritätische Bildungswerk, LV Bremen, Geeren 66-68, D-28195 Bremen, Fax: 0421-174 72 30.
Das Heft enthält eine kommentierte Literaturübersicht von Texten, die für die Arbeit mit DaZ/DaF-Gruppen geeignet sind sowie eine Übersicht über geeignete Textauszüge und die Didaktisierung von drei in ganzer Länge abgedruckten Textausschnitten. Sehr gut für die KollegInnen, die den DaZ/DaF-Unterricht politisch und interkulturell verstehen und in einer Welt für Alle auch Weltliteratur bearbeiten wollen.

Nicole Meister: Moons Geschichte. Knebel: Forlaget Mols 1991. 80 S., ca. 16 DM. ISBN 87-7786-146-9. - Bezug: Forlaget Mols A/S, Vrinners Hoved, DK-Knebel, Danmark, Fax: 0045-8636 5608, email: mols@post3.tele.dk
Es geht um die Probleme junger Menschen mit Schule und Elternhaus, aber auch ums Sich-Verlieben, um Trennungen und Identität. Hauptpersonen sind der in der Schule schlechte 15jährige Moon, sein Freund Florian, dessen Eltern sich gerade getrennt haben und die neue schwarze Schülerin Kitty aus Amerika. Kitty und Moon verlieben sich, erleben eine aufregende Zeit bis sie und ihre Mutter wieder nach Amerika gehen. Trennung und Neuorientierung ist angesagt. Das Buch ist aus der Perspektive von Moon durchgängig in der Ichform geschrieben, einfache Syntax, Bilder. Lesbar ab Mitte des 2. Lernjahres.

Leichte Krimi-Lektüren für DaF in 3 Stufen.

In dieser Lektürereihe des Langenscheidt Verlages werden Kriminalerzählungen dargeboten, die um die Zentralfigur des Privatdetektivs Helmut Müller konstruiert sind. Es gibt die Krimis gestaffelt nach 3 Niveaugruppen: Stufe a1 ab 50 Lernstunden, stufe 2 ab 100 Lernstunden, Stufe 3 ab 150 Lernstunden. Die Lektüre sind bebildert und enthalten landeskundliche Anmerkungen sowie Übungen und Tests. Bisher sind folgende Lektüren erschienen:

Stufe 1 (50 Lernstunden):

Stufe 2 (100 Lernstunden):

Stufe 3 (150 Lernstunden):

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