Praktika
Ein Tag im Betrieb
Wie sich Schüler am Arbeitsplatz ihrer Eltern über Probleme des Berufslebens informieren
Manfred Huth
In: arbeiten + lernen, 9/1980, S. 26 f.
Der durch Trennung von Schule und Leben bedingte Abstand zwischen Schülerbewußtsein und Arbeitsweltrealität ist gravierend. Es zeigt sich, daß die Schüler nur selten über Fragen der Arbeitswelt nachgedacht haben, bevor sie im Unterricht damit konfrontiert werden.
Realbegegnungen (Erkundung, Interview, Praktikum) sind deshalb stärker als bisher in den Vordergrund zu stellen, damit diese Defizite abgebaut werden und die Schüler sich intensiver mit Problem- und Fragestellungen sinnlich erlebter Arbeitswelt auseinandersetzen. Ein besonders starker Motivationsanstieg ist zu verzeichnen bei und nach dem Betriebspraktikum. Denn die Schüler können auf eine eigene Praxis zurückgreifen und unterrichtlich behandelte Sachverhalte besser verstehen und einschätzen. Um an sinnlich-konkreten Erfahrungen der Schüler möglichst früh anknüpfen zu können, gilt es, über die traditionellen Möglichkeiten der Schule hinaus, Wege zu finden, die der Entwicklung solcher Lernerfahrungen förderlich sind. Denn die Schüler werden die Unterrichtsinhalte der Arbeitslehre und die dem Fach immanenten vielfältigen Bedingtheiten gesellschaftlicher Phänomene auch als "gesellschaftlich vermittelt" erst dann erfahren können und wollen, wenn sie sich sozusagen "selbst in der behandelten Thematik wiederfinden"; d.h. die didaktischen Überlegungen und der Unterricht selbst müssen an den Erfahrungen des Schülers und an seinem Bewußtseinsstand ansetzen, um eine möglichst unmittelbare Betroffenheit zu erzeugen (vgl. Huth, M.: Probleme der Berufsbildung. In: Materialsammlung zur Polytechnik/Arbeitslehre 1, hrsg. von W. Wulfers, Plankstadt 1978, S. 141 f.).
Eine gute Möglichkeit, die zudem bereits im Verlaufe der 7. Klasse realisiert werden kann, ist der "Tag im Betrieb". Die vorliegende Skizze eines Unterrichtsvorhabens zeigt auf, wie die folgenden Inhaltsaspekte von den Schülern einer 7. Klasse durch die Realbegegnung mit dem Arbeitsplatz ihrer Eltern erarbeitet worden sind:
1. Erkundung des Arbeitsplatzes der Eltern und Erstellung einer Arbeitsplatzanalyse.
2. Wie kann sich die Berufstätigkeit der Eltern auf ihr familiales Verhalten und auf ihr Freizeitverhalten auswirken?
Da der "Tag im Betrieb" für die Schüler in der Regel der erste längere persönliche Einblick in betriebliche Zusammenhänge und das Arbeitsplatzgeschehen darstellt, halte ich es für sinnvoll, wenn sie diese Erkundung bei bzw. mit ihnen bekannten Personen vornehmen. Hinzu kommt die Erfahrung, daß Schüler oft sehr wenig über die berufliche Tätigkeit ihrer Eltern und ihre Belastungen am Arbeitsplatz wissen, deren Auswirkungen auf das Familienleben sie unvermittelt und ohne Zusammenhang erleben. Diese Problemstellung ist auch der Ausgangspunkt für den unterrichtlichen Einstieg in die Vorbereitung der Erkundung des Elternarbeitsplatzes.
Zur Beantwortung der Frage nach möglichen Auswirkungen der Arbeitsbelastung auf familiales und Freizeitverhalten der Eltern ist dieser Einstieg eine wichtige Voraussetzung. Unterrichtlich muß dieser Arbeitsplatzerkundung folgendes vorausgegangen sein:
Unterrichtliche Vorbereitung
Einstieg
Ich lasse am Beispiel einer Bildgeschichte (siehe die abgebildete Bildgeschichte
auf S. 25, die in Anlehnung an: Behrens, F.: Das Projekt "Arbeit" in der
Grundschule. List Verlag, München 1974, S. 133 gezeichnet wurde) die
Problemstellung "Auswirkungen der Arbeit auf das Familienleben" erarbeiten.
Aufgaben, Fragen, Auswertungsschwerpunkte der Bildgeschichte
Realisierung
Zum Auswertungsschwerpunkt 3 können die Schüler in der Regel eine
Reihe realisierbarer Möglichkeiten zum Erkennen von Arbeitsbelastungen
nennen, z. B.: mit den Eltern sprechen, Arbeiter vor dem Werkstor interviewen,
Filme anschauen, Betriebsbesichtigungen durchführen, Eltern zur Arbeit
begleiten, Literatur aus der Arbeitswelt lesen.
Tips und Erfahrungen
Die wenigsten Probleme bei der Durchführung des "Tages im Betrieb" wurden
bisher durch die Betriebe verursacht. Bis auf wenige Ausnahmen organisierten
die Eltern den Betriebsbesuch ihrer Kinder selbst. Die meisten Betriebe zeigten
sich hier sehr auf geschlossen, denn schließlich ging es ja um die
Kinder der Betriebsangehörigen; außerdem wurde der Betriebsablauf
nur geringfügig gestört, zumal sich die Eltern selbst um ihre Kinder
kümmerten, die Kinder nicht mitarbeiteten, sondern lediglich Beobachtungs-
und Erkundungsaufträge zu erfüllen hatten.
Nach meiner Erfahrung können etwa 10 Prozent der Schüler aus
verschiedenen Gründen nicht in den Betrieb der Eltern gehen. Ersatzweise
finden sich aber Betriebe, in denen Geschwister oder Bekannte tätig
sind. Ein oder zwei Betriebe sollten für "Notfälle" zur Verfügung
stehen. Der Betriebsbesuch der Schüler sollte möglichst an einem
Tag erfolgen, damit der normale Unterrichtsverlauf nicht zu sehr gestört
wird; Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel, z. B. bei
Schichtarbeit der Eltern o. ä. Für die Schüler hat sich meiner
Erfahrung nach dieses Vorhaben immer sehr positiv ausgewirkt; es zeigte sich
besonders daran, daß sie verstärkt an berufskundlichen Fragen
und Problemen interessiert waren. Einige Schüler haben später
selbständig von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die
Arbeitsplätze von Freunden und Bekannten zu erkunden. Besonders bei
der Vorbereitung des später folgenden Betriebspraktikums zeigte sich,
daß die Durchführung dieses Vorhabens die Schüler dazu
befähigt hat, mit größerer Selbständigkeit Fragen und
Beobachtungskataloge zu erstellen und selbstsicherer in das Praktikum zu
gehen.
'Die Erörterung von Familienberufen im Unterricht muß sehr behutsam
vorgenommen werden, um die Diskriminierung einzelner Schüler bzw. ihrer
Eltern zu vermeiden. Im Vordergrund sollten neben den mehr berufskundlichen
Aspekten vor allem die Belastungen der Arbeit als Ursachen des familiaren
Verhaltens der Eltern stehen.
"Belastungen am Arbeitsplatz meiner Eltern"
Die Schüler erarbeiten in Gruppen ein Beobachtungs- und Frageraster
(Erkundungsbogen). Die Vorschläge der Gruppen werden zu einem gemeinsamen
Untersuchungsdesign zusammengestellt; dies sollte allerdings nur
Orientierungscharakter haben, um die Schüler nicht zu sehr in ihrer
Beobachtungs- und Fragehaltung einzuschränken. Von einer 7. Klasse wurde
beispielsweise der folgende Erkundungsbogen entwickelt:
Nach dem "Tag im Betrieb" hatten die Schüler eine Woche lang Zeit, einen Bericht über ihre Beobachtungen und Erfahrungen anzufertigen (siehe als Beispiel den Schülerbericht "Anke K. - Ein Tag im Betrieb, in dem mein Vater arbeitet.")
Auswertung
Anke K. - Ein Tag im Betrieb, in dem mein Vater arbeitet.
Der Betrieb ... ist ein Familienbetrieb. Er wurde 1860 als Glockengießerei gegründet. Heute werden Teile fürTankfahrzeuge gegossen und montiert. Ca. einhundert Menschen arbeiten in diesem Betrieb, davon sind ungefähr siebzig Arbeiter und dreißig Angestellte. Lehrlinge gibt es keine in diesem Betrieb, weil die Ausbildung zu teuer ist, sagte man mir. Acht Stunden ist die vorgeschriebene Arbeitszeit, doch werden fast täglich Überstunden gemacht, wenn viel Arbeit anliegt. Auch mein Vater, der hier als Montagearbeiter tätig ist, sagte mir, daß er täglich zwei Überstunden mache, um mehr zu verdienen. In der Stunde verdient er etwa 13,- DM. Seine Ausbildungszeit betrug drei Jahre. Er hat die Aufgabe, Verteilerventile zu montieren. Für diese meiner Meinung nach langweilige Aufgabe braucht er etwa zwölf bis dreizehn Stunden, für jedes einzelne Teil zwischen sieben und zehn Minuten, Er muß von 8.00 bis 17.00 Uhr arbeiten, zwischendurch 9.00-9.15 Uhr Frühstückspause, Mittagspause ist von 12,00-12.30 Uhr, eigentlich ein bißchen wenig Pause für einen ganzen Arbeitstag, die 45 Minuten. Den Kollegen von meinem Vater, der auch Monteurstätigkeiten ausübte, fragte ich nach Akkord. Er sagte, daß im Betrieb fast jeder dritte Akkord arbeitet, er erzählte auch, daß er dadurch reichlich genervt würde. Zwar könne er noch mit seinen Kollegen sprechen, aber es ging ja alles vom Akkord ab. Bei seiner Arbeit wurden wie bei meinem Vater Finger und Augen sehr beansprucht. Auch sagte er auf meine Frage "Sind Sie, wenn Sie nach Hause kommen, manchmal so gereizt und ungerecht, daß Sie Ihre Frau oder Ihre Kinder anschreien?", daß das oft mal vorkäme. Ich sagte, daß das mein Vater auch manchmal tut, daß ich ihn aber jetzt besser verstehen könnte. Zu der eintönigen Arbeit kommt noch hinzu, daß die Luft meist um 25 Grad ist, Eigentlich ein bißchen heiß, doch man kann es aushalten, denn wenn es ganz heiß ist, wird umsonst Tee ausgeschenkt. Die Lautstärke geht eigentlich, schlimmer ist es in der Gießerei und Formerei, die ich auch gesehen habe. Dort versteht man fast kein Wort mehr. Frauen arbeiten in diesem Betrieb nur im Büro. Man sagte mir aber, daß sie zwar schon Frauen hatten, aber in der Produktion sei dann die Arbeit wohl zu schwer gewesen. Leichtlohngruppen gibt es auch nicht, weil die Frauen alle Angestellte sind. Ich selbst würde auf keinen Fall dort arbeiten, weil ich es erstens langweilig finde, und zweitens auch zu anstrengend. Außerdem bin ich der Meinung, daß eine Arbeit Spaß machen muß, was ich von den beobachteten Arbeitern nicht gerade sagen kann, weil viele irgendwie traurig und schon ganz eintönig aussahen. Schließlich soll eine Arbeit für ein ganzes Leben sein, da muß sie zumindest etwas Spaß bringen. Ich glaube aber, daß ich meinen Vater jetzt besser verstehen kann, wenn er manchmal ziemlich sauer und schnell genervt ist. |
Diese Bildgeschichte will aufzeigen, wie sich Arbeitsbelastungen auf
familiäres Verhalten auswirken |
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Was spricht dafür?
Schüler der Abschlußklassen untersuchen politisch-soziale
Probleme der Arbeitswirklichkeit
Manfred Huth
In: arbeiten +lernen, 9/1980, S. 33f.
Für jede Realbegegnung, besonders aber für das Betriebspraktikum,
sind fast alle Schüler stark motiviert. Beim ersten Praktikum steht
für sie vor allem die Frage der Berufswahlentscheidung im Vordergrund.
Auch eine systematische Vorbereitung und kontinuierliche Einführung
in die Arbeitswelt ab Klasse 7 wird das Schülerinteresse an einer
"Probelehre" nicht ganz zurückdrängen können. Mit Sicherheit
rückt durch Lehrstellenverknappung und Jugendarbeitslosigkeit das Motiv,
durch ein Betriebspraktikum eine Ausbildungsstätte persönlich
kennenzulernen und sich dort auch in der Hoffnung auf eine spätere
Ausbildung von der besten Seite zu zeigen, stark in den Vordergrund. Erste
individuelle Betriebserfahrungen und Beeinflussung von Eltern und Verwandten
("Schnauze halten, sonst hast Du nur Nachteile") verstärken die
Anpassungsbereitschaft.
Für den auswertenden Unterricht sind die individuellen, sinnlich-konkret
erlebten Situationen bedeutsam, um zu entdecken, daß viele
Einzelerfahrungen verallgemeinerbare Probleme darstellen. Darauf aufbauend
können Handlungsstrategien im Arbeitslehreunterricht erörtert werden,
der dadurch einen größeren Ernstcharakter erhält, weil die
Schüler auf die eigene Praxis zurückgreifen können, sich selbst
als Subjekt im pädagogischen Prozeß verstehen und artikulieren
können. Denn: Je höher die Komplexität des Unterrichtsgegenstandes
ist, desto wichtiger ist die Beachtung des Prinzips der unmittelbaren Erfahrung,
besonders angesichts zunehmend resignativer, ablehnender Haltung der
Schüler gegenüber kritischen Inhalten aus dem politisch-sozialen
Inhaltsbereich der Arbeitslehre. Für die Vorbereitung der Schüler
auf ihre spätere Rolle als Auszubildende und Lohnabhängige ist
das ein zentraler Bereich, wenn sie nicht mit falschen Vorstellungen, hilflos
und ohne Handlungsstrategien in die Berufswirklichkeit entlassen. werden
sollen. Erkundungen, Interviews, Gespräche mit eingeladenen
Diskussionspartnern sowie Simulationsverfahren (Planspiel, Rollenspiel,
Fallstudie) sind gute didaktisch-methodische Ansätze der Wissensvermittlung
und des Handlungsbezugs. Beeindruckender und nachhaltiger für Schüler
sind jedoch konkrete betriebliche Erfahrungssituationen, die auf andere Weise
(z. B. durch Simulation) nicht so intensiv nachempfunden werden können.
Für ein zweites Praktikum, in dem Erkundungsaufgaben mit politisch-sozialem und politisch-ökonomischem Inhaltsbezug Vorrang haben sollen, sind Mittel- und Großbetriebe besonders geeignet, weil
oft mehrere Schüler in einem Betrieb untergebracht werden können,
es in der Regel gewählte Interessenvertreter der Beschäftigten (Betriebsrat, Jugendvertretung) gibt und gewerkschaftliche Präsenz (Vertrauensleute) gegeben ist; Informationen von dieser und der Seite der Unternehmensleitung bieten breite Informationsmöglichkeiten.
Spezifische Voraussetzungen bei den Schülern
Eine effektive Vorbereitung, Durchführung und Auswertung setzt voraus,
daß die Schüler ab Klasse 7 kontinuierlich in die Arbeits- und
Wirtschaftswelt eingeführt werden, um genügende Kenntnisse über
Fakten und Zusammenhänge verfügbar zu haben. Für geeignet
und praktizierbar halte ich den von der Fachkonferenz einer HamburgerVolks-
und Realschule erstellten Lehrplan (vgl. Bethge, Otto, Sauerwein:
Betriebspraktikum für Hauptschüler. In: Demokratische Erziehung,
H. 3/1975, S. 63 f.).
Wichtig vor allem ist die vorausgehende Behandlung politisch-ökonomischer
Grundzüge des Wirtschaftssystems der Bundesrepublik Deutschland, wenn
das zweite Praktikum hier seinen vertiefenden Untersuchungsschwerpunkt hat.
Notwendige Voraussetzung ist auch der sichere und selbständige Umgang
mit Arbeitstechniken wie Material sammeln, ordnen, auswerten, Informationen
festhalten (Stichworte, Cassettenrecorder, Fotos), Schaubilder und Skizzen
anfertigen bzw. entziffern.
Erfahrungen
In allen drei Unterrichtsphasen arbeiteten die Schüler in großem
Maße selbsttätig und motiviert, obwohl die für die Mehrzahl
der Schüler die Praktikumstätigkeit kaum oder gar nicht mit ihren
Ausbildungszielen übereinstimmte. Im Gegensatz zum ersten Praktikum
gingen die Schüler entspannter in die Betriebe und fühlten sich
mehr als Untersuchende. Diese veränderte Haltung ist meines Erachtens
auf die verschiedenen vorangegangenen Realbegegnungen, auf den
größeren Wissensstand der Schüler hinsichtlich
gesellschaftlich-ökonomischer Zusammenhänge und darauf
zurückzuführen, daß die Schüler nicht allein, sondern
als Gruppe in den Betrieb gingen.
Die betriebliche Wirklichkeit wurde meiner Meinung nach distanzierter und
objektiver wahrgenommen und untersucht. Das zeigte sich auch in den
Gruppenergebnissen während der Auswertungsphase: Es war viel mehr Material
gesammelt worden, die Fragebogen waren präziser und vollständiger
beantwortet als beim ersten Betriebspraktikum. Als vorteilhaft erwies sich
auch das Auftreten der Schüler als Gruppe im Betrieb. Zumindestens hatten
sie die Möglichkeit, Beobachtungen, Widersprüche und Probleme in
der Mittagspause oder auf dem gemeinsamen Heimweg zu diskutieren. So setzte
z. B. die Warenhausgruppe zwei Umsetzungen in andere Abteilungen durch, weil
diesen Schülern die Praktikumsbedingungen nicht zusagten. Eine andere
Gruppe erstellte selbständig einen zusätzlichen Fragebogen, der
auf die spezifische Situation ihres Betriebes zugeschnitten war (der in der
Schule erstellte erschien zu allgemein). Diese Beispiele zeigen, daß
der Betrieb in erster Linie als Untersuchungsobjekt und weniger als
Probeausbildungsstätte gesehen wurde. Alle Schüler äußerten
sich am Ende positiv zur Durchführung eines zweiten Betriebspraktikums.
Anregungen und Hilfen für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung eines zweiten Betriebspraktikums sind im Folgenden zusammengestellt.
Vorbereitungen des Lehrers
Meldung an die Schulaufsicht: In Hamburg wird eine schriftliche Begründung verlangt, aus welcher der Unterschied zum 1. Praktikum hervorgehen soll; meist reicht als Begründung aus, daß das Praktikum vornehmlich der Erkundung von Großbetrieben dient.
Auswahl der Betriebe. Wegen der komplexen inhaltlichen Schwerpunktsetzung empfiehlt es sich, Mittel- und Großbetriebe auszuwählen, die auch bereit sind, Schülergruppen (4-8) aufzunehmen. Jeder Kollege sollte sich durch persönliche Kontakte zu Personalchefs größerer Firmen am Ort schon ein bis zwei Jahre im voraus der Möglichkeit eines solchen Vorhabens versichern, z. B. kann dies anläßlich eines Praktikumsbesuches geschehen. Sicher ist das eine zeitraubende Angelegenheit, doch rentiert sich die Mühe langfristig.
Zeitpunkt: Anfang der 9. bzw. 10. Klasse. Dieser Termin ist auch deshalb günstig, weil erfahrungsgemäß in den Monaten November und Dezember allgemein wenige Schülerpraktika durchgeführt werden.
Inhaltliche und methodische Anregungen für die Vorbereitung
Wir wollen bestimmte Themen vertieft bearbeiten
Jede Schülergruppe (höchstens vier Schüler) sucht sich ein
Thema aus der unten aufgeführten Themenliste aus. Es beraten sich bitte
jeweils die Schüler, die gemeinsam in einen Betrieb gehen. Die
Schülergruppe erarbeitet sich bereits in der Schule einen Fragenkatalog
und Beobachtungsbogen für ihr Praktikum. Im Praktikum soll die betriebliche
Situation unter den selbst erarbeiteten Fragestellungen "erforscht" werden.
Nach dem Praktikum werdet Ihr von mir Material erhalten. Aus allem fertigt
Ihr dann bitte ein Referat an.
Folgende Themen können bearbeitet werden:
Wie sieht die Lehrlingsausbildung im Betrieb aus?
Welche Mitbestimmungsmöglichkeiten haben die Mitarbeiter im Betrieb?
Unter welchen Bedingungen arbeiten die Frauen im Betrieb?
Wer hat im Betrieb wem was zu sagen?
Rationalisierung und Automation im Betrieb und die Aus wirkungen auf die Mitarbeiter
Die Arbeitsbedingungen der Angestellten im Betrieb
Haben alle Menschen im Betrieb die gleichen Chancen?
Welche Lohnsysteme gibt es im Betrieb für Arbeiter und Angestellte?
Weitere Themenvorschläge können eingebracht werden.
Gruppenarbeitsaufträge zur Erstellung der Beobachtungs- und Fragenkataloge
Erste Diskussion und erste Notizen zum Thema.
Aufstellen einer Sammlung von Fragen zum Thema: Wem sollen Fragen gestellt werden?
Aufstellen eines Beobachtungsbogens: Was soll beobachtet werden?
Welche Methoden sollen angewendet werden (Befragung, Tonbandinterview, Photographieren u. ä.)?
Mit welchen Personen muß ein gezieltes Gespräch geführt werden (Geschäftsleitung, Betriebsrat, Jugendvertreter, Lehrlingsausbilder, Auszubildende)?
Welche Materialien können im Betrieb gesammelt werden (Prospekte, Verträge, Plakate, Betriebszeitungen u. ä.)?
An welchen Veranstaltungen des Betriebes möchtet Ihr teilnehmen (Besprechungen mit Auszubildenden, Betriebsratssitzungen u. ä.)?
Welche Hilfen können wir Lehrer Euch geben (Vorgespräche mit dem Betrieb, besonderes Material, Bücher, Gesetze u. ä.)?
Auswertung des 2. Betriebspraktikums
Aufträge an die Themengruppen
1. Bitte geht in der Gruppe gemeinsam jede Frage eures Fragebogens durch und schreibt bitte auf:
was jeder zu jeder Frage notiert hat
was euch auch jetzt noch nachträglich zu diesen Fragen einfällt
2. Wenn ihr damit fertig seid, dann macht euch bitte Gedanken darüber, was sonst noch an Berichten und Materialien in die Gruppenmappe soll:
vielleicht ein zusammenfassender Bericht von euch, der alle eure Meinungen über euren Praktikumsbetrieb wiedergibt
vielleicht ein Vergleich Kleinbetrieb - Großbetrieb
vielleicht ein Bericht über etwas, was nur in eurem Betrieb vorkommt
3. Jede Gruppe bestimmt Schüler, die in die Bücherei in eurem Stadtteil gehen und dort Materialien und Bücher für das Gruppenthema ausleihen.
4. Jeder überlegt und besorgt alles, was für das Gruppen thema wichtig ist! Selbständig!
5. Überlegt euch in der Gruppe genau, wie ihr der Klasse eure Untersuchungsergebnisse möglichst anschaulich vermittelt (Wandzeitung, . . . .).
Tips für die Durchführung des Betriebspraktikums
Was die Schüler beim 2. Betriebspraktikum beachten sollten
Fange bitte etwa vom 4. Tag deines Praktikums an, einige Fragen oder Probleme durch Beobachtung oder Befragung zu erkunden.
Versuche, alles zuerst allein und durch Beobachtung herauszufinden. Beginne mit den Kollegen erst dann ein Gespräch, wenn du mit Beobachtung allein nicht weiterkommst.
Frage immer die Kollegen, die über die Sache, die du untersuchen willst am besten Bescheid wissen: z. B. Lehrling und Ausbilder über Ausbildungsprobleme.
Besprich mit den Kollegen deine Aufzeichnungen und Eindrücke, höre dir ihre Meinung und Kritik an und diskutiere mit ihnen darüber.
Wenn du etwas gar nicht verstehst und auch im Betrieb nicht klären kannst, rufe mich an, Telefon: ...
Denke bei deiner Arbeit im Betrieb immer an dein Gruppenziel: deine Fragen und Beobachtungen sind Grundlage eures Gruppenreferats.
Wenn dL1Jn deinem Betrieb Beobachtungen zu den anderen Gruppenthemen machst, laß sie bitte den jeweiligen Gruppen zukommen.
Ergänze eure Erkundungen durch Skizzen, Zeichnungen, sammle Materialien
aller Art. Vielleicht kann der eine oder andere auch Fotos machen, die zum
Thema passen.
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