Hedonistische Endzeitdidaktik
Manfred Huth & Christoph-Joachim
Schröder
Wir raten - zum schnelleren Verstehen - zuerst die Kurzeinführung
in die
Theorie der Hedonistischen Endzeitdidaktik
zu lesen, danach unbedingt den Basisaufsatz 1,
der alle wesentlichen theoretischen Überlegungen enthält.
Die Basisuntersuchung stellt die SchülerInnen in den Mittelpunkt
"Was wollen/sollen SchülerInnen lernen?"
Im Basisaufsatz 2 +3 entwerfen wir ein zukünftiges Curriculum, welches
auf den theoretischen Überlegungen des Basisaufsatzes 1 fußt.
Schließlich zeigen wir an einzelnen Fächern/Lernbereichen, wie
nach den Maßgaben der Hedonistischen Endzeitdidaktik didaktische
Konkretionen der Theorie aussehen.
Als wir seinerzeit Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Hedonistische
Endzeitdidaktik konzipierten, haben wir das Jahr 2000 als mögliches
Zwischen- oder Endziel für die Umgestaltung schulischen Lernens in Richtung
unserer Überlegungen ins Auge gefasst ...
leider war unsere Annahme es zu optimistisch.
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Inzwischen hat es zwar bildungspolitische strukturelle Veränderungen
gegeben - leider nur halbherzig, weil keine politische Kraft - außer
der Linken - die Axt an das Fundament des Gymnasiums legen wollte. Die
Stadtteilschule ist wohl ein Schritt in die richtige Richtung, aber eben
nur ein Schritt, denn die Selektion ist nicht beseitigt, solange es keine
Schule für alle ab Klasse 5 gibt.
Darüber hinaus übt sich die Kultusbürokratie in methodischer
konzeptionsloser Wurstelei ... Zauberworte sind Bildungsstandards,
Kompetenzorientierung, Kompetenzraster ... in den schulischen Curricula
wird umgestellt von Wissen auf Kompetenzen, das schulische Lernen wird
ausgerichtet auf Bildungsstandards. Inhaltsbezogene Lehrpläne werden
ersetzt durch kompetenzorientierte Kerncurricula - statt klarer Inhalte lediglich
Könnenbeschreibungen.
Das Abhaken im Kompetenzraster formulierter Kompetenzen sowie die
Methodenkompetenz stehen im Vordergrund. Da wird in Gruppen gearbeitet,
referiert, kommuniziert und vor allem präsentiert ... was ist eigentlich
egal, Hauptsache die PowerPointPräsentation wird mit allen Schikanen
vorgeführt, die Inhalte sind beliebig bzw. marginal. Kollegien werden
verpflichtet zu jahrelangem institutionellen Methodentrainings wie Anfang
des neuen Jahrtausends in Hamburg ... auf die Frage, wann denn in der Fortbildung
mal über Inhalte geredet wird, erhält die FragerIn nur ungläubige
Blicke der TrainerInnen.
Überlegungen zur Basis von Didaktik und Pädagogik "Wie sollen unsere
SchülerInnen einmal werden, welches Menschenbild haben wir als LehrerInnen
und PädagogInnen eigentlich im Kopf?" werden nicht mehr angestellt,
weg vom humanitischen Menschenbild des mündigen, demokratisch handelnden,
sich selbstbestimmenden, parteilich handelnden Menschen ... hin zum Menschen,
der lediglich die Kompetenz hat, sich sich am besten verwerten zu lassen
... Ökonomisierung der Bildung total.
Tests und Leistungsvergleiche wie TIMSS (Studie über Mathematikleistungen)
oder LAU (standardisierte Lernausgangslagen-Vergleiche in mehreren
Bundesländern wie Hamburg, Rheinland-Pfalz, Brandenburg) sowie das Lernen
für diese Tests (um als Schule ja nur gut abzuschneiden) bestimmen das
Schulleben ... obwohl jedermensch weiß, dass die Sau durch das viele
Wiegen nicht fetter wird.
Qualitätsmanagement ist das bestimmende Moment der
SchulleiterInnenfortbildung, interne und externe Qualitätskontrollverfahren
kennzeichnen die Schule der Gegenwart. Die Schulinspektion, inzwischen wieder
zurückgefahren in Finnland und auch Schleswig-Holstein, ist z.B. in
Hamburg der erste Schritt zur parteiübergreifenden Forderung nach
SchulRankings ... einzige Partei, die sich dagegen wendet, ist die Linke.
Also ... 2012 gibt es hinsichtlich des Curriculums nach den Maßgaben
der Hedonistischen Endzeitdidaktik keinen Grund zum Jubeln ... im Gegenteil
... das heißt: Es gibt noch immer viel zu tun!